Kein Atheismus ohne Gott

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Nichtgläubige werben in den USA verstärkt über das Internet. Mit Erfolg: 15 Prozent der Amerikaner bezeichnen sich als „nicht religiös“.

Äh! Die WELT schreibt wieder mal schlecht recherchierten Unsinn.

Der Atheismus in sowenig Erfolgsgeschichte, sowenig er neuzeitlich ist. Er hat einen langen Bart, denn er ist ein paar Tausend Jahre älter als das, gegen ihn, geistesgeschichtlich supermoderne Christentum. Belegbar ist er Indien und einigen anderen asiatischen Hochkulturen, weit vor Christ Geburt und diversen abrahamitischen Abirrungen.

Es gab immer Atheisten und es wird sie immer geben, aber sie sind nicht auf dem Vormarsch. Die Glaubenslosen sind gar, aufgrund demografischer Fehlentwicklungen, eine schrumpfende, wie belächelbare Minderheit im Meer des menschlichen Glaubens.

Gerade mal ein bis 10 Prozent, je nach Institut und ideologischer Ausrichtung, der Menschheit, bezeichnet sich als atheistisch, wobei darunter schon jede Menge Agnostiker sein dürften. Der Anteil der Atheisten an der Weltbevölkerung sinkt drastisch. Die Fertilität von ungläubigen Pessimisten war zu keiner Zeit besonders hoch.

Atheismus ist schlicht sinnlos und seine höchste Geistigkeit, zu der er im imstande ist, ist Nihilismus. Also nichts, womit man sich geistesgeschichtlich aufhalten muss. Diese Grenze kann die Gottlosigkeit nicht überschreiten. Er ist geistig so fruchtlos, wie er bedeutungslos ist. Sein Gegenstand ist, welche Ironie, Gott, gerade weil er ihn leugnen muss. Atheisten denken vermutlich mehr über Gott nach, als manche Christen. Er gibt keinen Atheismus ohne Gott.

Nicht der Atheismus ist die Gefahr, sondern religiöse Irrlehren.

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[1] Religion: US-Atheisten kämpfen gegen „Mythos Weihnachten“;  WELT ONLINE.

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10 Antworten to “Kein Atheismus ohne Gott”

  1. nk Says:

    „““Atheisten denken vermutlich mehr über Gott nach, als manche Christen. „““

    Es gibt in Chestertons ‚Orthodoxie‘ so eine tolle Formulierung, die sinngemäß sagt, dass Atheisten in ihren Gedanken wesentlich eingeschränkter sind als Gläubige :

    Ein Gläubiger kann und darf über praktische Probleme praktisch nachdenken, muss nicht logisch zwingend Gott immer mitdenken (sollte es vielleicht, aber das ist ein anderes Thema).

    Ein Atheist dagegen darf nicht das kleinste Fünkchen an Göttlichkeit an irgendeiner Stelle der Welt zugeben, sonst ist sein Weltbild kaputt. Das macht richtig Arbeit 😉

  2. LePenseur Says:

    @nk:

    Ein Gläubiger kann und darf über praktische Probleme praktisch nachdenken, muss nicht logisch zwingend Gott immer mitdenken (sollte es vielleicht, aber das ist ein anderes Thema).

    Ein Atheist dagegen darf nicht das kleinste Fünkchen an Göttlichkeit an irgendeiner Stelle der Welt zugeben, sonst ist sein Weltbild kaputt. Das macht richtig Arbeit 😉

    Es ist Ihnen aber schon klar, daß auch ein Gläubiger nicht das kleinste Fünkchen an Nicht-Göttlichkeit an irgendeiner Stelle der Welt zugeben darf, sonst ist sein Weltbild ebenso kaputt. Wer irgendeiner Stelle den „Zufall“ statt „göttlicher Vorsehung“ agieren läßt, hat ein massives Theismus-Problem.

    • Mcp Says:

      Es ist Ihnen aber schon klar, dass auch ein Gläubiger nicht das kleinste Fünkchen an Nicht-Göttlichkeit an irgendeiner Stelle der Welt zugeben darf, sonst ist sein Weltbild ebenso kaputt.

      Nein. Menschen haben die freie Wahl. Gott hat sie uns gegeben. Ob wir glauben oder nicht, ist unsere Sache. Der Glaube lässt menschliche Irrtümer zu. Wir haben, im Gegenteil zum Atheismus, die Qual der Wahl. Genau deshalb gibt es nicht nur Fünkchen gottloser Werke; das zuzugeben, macht mir keine Mühe. Es ist der inerte Teil des Glaubens überhaupt.

      Alles Irdische ist Menschenwerk, auch der Atheismus. Vergiss die Zweiweltentheorie nicht. Unten regiert der Kaiser, oben Gott.

      Mein „Weltbild“ geht vom Atheismus nicht kaputt, es schließt ihn im Gegenteil ein.

      „Der Glaube ist nicht jeder jedermanns Sache“ (2. Tess. 3.2).

      Und?

      Ist eine Welt ohne Gott vorstellbar?

      Ja.

      Und?

    • Imrahil Says:

      Definition. Echter Zufall ist eine Wirkung, die eine Handlungsweise des allmächtigen Gottes hervorruft, welche zwischen verschiedenen möglichen Alternativen ohne einen begrifflich oder virtuell bestimmbaren Grund eine auswählt.
      Unechter Zufall ist eine Wirkung, die der allmächtige Gott aus einem bestimmten Grund, oder der Mensch mit seinem freien Willen hervorruft, wenn und solange keine Möglichkeit besteht, diese Gründe auszumachen, oder wenn dazu kein Anlaß besteht und die Möglichkeit zumindest nicht offensichtlich ist.

  3. Markus Says:

    Es ist einermassen amüsant, dass Atheisten oft Menschen sind, die sich ausführlich mit der Religion, in die sie hineingeboren wurden, beschäftigt haben, während viele sogenannten Gläubigen lediglich unreflektiert das nachbeten, was ihnen vorgebetet wird.

    • moise trumpeter Says:

      Ich hab meine Kindheit in Dunkeldeutschland verbracht, da wird man als Atheist geboren und alle diese Atheisten sind Menschen, die völlig unreflektiert ohne jede Kenntnis oder Beschäftigung mit irgendeiner Religion den Unsinn nach beten, der ihnen in Schule und Elternhaus beigebracht wurde. Die damit einhergehende erkenntnistheoretische, theologische und historische Unbedarftheit und der hochmütige Hang sich gegen jede mögliche Infragestellung des eigenen Weltbildes von vornherein zu immunisieren sind mir ein beständiger Quell der Heiterkeit.

      • wortmutation Says:

        @moise trumpter: erkenntnistheoretische und historische unbedarftheit durch atheismus? danke für den lacher des tages.

      • Mcp Says:

        Dunkeldeutschland? Du meinst Ostdeutschland? Oder?

        Dort herrschte ein marxistische und historische Unbedarftheit durch Atheismus. Denn man konnte in dem „Land“ Originalliteratur zum Thema höchstens in der Deutschen Bücherei zu Leipzig studieren. Aber auch nur dann, wenn man eine staatliche Genehmigung dafür hatte. Wissenschaftliche Erkenntnis in der DDR, ein Lacher und beständiger Quell der Heiterkeit.

      • moise trumpeter Says:

        @ Mcp: Ja, ich meine die ehemalige Sowjetzone.

        @ wortmutation: Sie haben sich zurecht gleich angesprochen gefühlt. Ein Vergleich erklärt das was ich meine besser: der gemeine eifernde Atheist ist ein Nicolai und kein Kant (übrigens auch kein Voltaire). Der Unterschied fällt ihm genausowenig auf, wie Nicolai jemals Kants Problem verstanden hat.

  4. wortmutation Says:

    so so, ich fühlte mich also angesprochen …

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