Dass die Urteile gegen die Kruzifixe und Kreuze in Schulen nicht das Ende der Fahnenstange sind, zeigt eine Podiumsdiskussion, bei der es darum ging, wie man Kinder vor „religiöser Indoktrination“ in der Schule schützen könne.
„Alarmiert“ durch tendenzöse Presseberichte, in denen behauptet wurde, es gäbe christliche Lehrer, die ihr Amt zur Mission „missbrauchen“, sah man sich offensichtlich zu einer Podiumsdiskussion genötigt.
Dabei ging es um die Frage, ob Christen als Lehrer geeignet sind, weil sie, selbst wenn sie nicht missionieren, nicht „wertneutral“ unterrichten könnten.
Ich will auf die Einzelheiten dieser „Diskussion“ nicht eingehen, sondern sie einen historischen Kontext stellen, um den eigentlichen Kern der Debatte schlaglichtartig zu erhellen.
Berufsverbote aus religiösen Gründen haben in Europa eine sehr lange Tradition: Im Mittelalter durften Juden viele Berufe deshalb nicht ausüben, weil man sie aus religiösen Gründen für ungeeignet hielt. Man beschränkte den Einfluss der Juden und ihrer Religion auf das öffentliche Leben mit denselben scheinheiligen Argumenten, die in dieser Podiumsdiskussion gegen die Befähigung christlicher Lehrer vorgebracht wurden. Nur diesmal nicht aus der Perspektive des christlichen, sondern der des säkularen Staates, wobei sich die Atheisten so generieren, als wären sie dessen alleinigen Hüter.
Im angeblich aufgeklärten Europa wird also schon wieder laut und ungeniert darüber nachgedacht, Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung zu diskriminieren. Deutet sich hier schon die nächste Welle politischer Verfolgungen an, mit der die Geschichte Europas seit den Anfängen der Neuzeit durchtränkt ist?
Der Atheismus nimmt für sich in Anspruch, keine Religion zu sein. Nun gut. Aber er ist auch nur eine unter vielen möglichen Weltanschauungen und die Neutralitätspflicht des Staates gebietet es, atheistische Propaganda an unsren Schulen genauso zu unterbinden, wie religiös motivierte Mission. Der Atheismus ist keine Staatsphilosophie und wird es – hoffentlich – auch niemals werden. Ihm müssen also die gleichen Grenzen gesetzt oder Möglichkeiten eingeräumt werden, wie jeder anderen Weltsicht auch. Atheisten sind sowenig „wertneutral“, wie es die Christen sind.
Im Grunde dürfte der Staat, folgt man der „Neutralitätsargumentation“, überhaupt keine weltanschaulich vorbelasteten Lehrer einstellen, respektive unterrichten lassen. Das ist derart absurd, dass niemand, der ernst genommen werden möchte, eine solche Forderung erheben würde.
Hier geht es zu dem Beitrag, der diesen Text motivierte:
Junge «Fischli-Christen» absolvieren die Pädagogischen Hochschulen, um die Schule als Missionsstätte zu missbrauchen: So lautete letzthin die These in mehreren Medienberichten. Angegriffen wurden unter anderem die Vereinigten Bibelgruppen (VBG), eine interkonfessionelle christliche Bewegung, die an Schulen und Universitäten aktiv ist. Wie frei sind Lehrkräfte in ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit? Wo beginnt Indoktrination? Dürfen Werthaltungen in den Unterricht einfliessen? Diese Fragen standen am Montagabend im Zentrum eines Podiumsgesprächs an der Universität Bern, an dem sich Schulfachleute, eine Freidenkerin und christliche Exponenten äusserten.
Quelle: derbund.ch; «Christen sind nicht wertneutral»